Nid ganz hundert

Liebhaberbühne Biel
Komödie in 3 Akten von Winnie Abel

Schweizerdeutsche Bearbeitung: Etienne Meuwly

Kurzbeschrieb

Wie lässt man die offene Wohngruppe einer Psychiatrie als vornehmen Haushalt einer wohlhabenden Tochter aus bestem Hause erscheinen?

Die Tochter, Agnes Ritz, residiert nämlich nicht in einer mondänen Villa, wie es sich gehören würde und wie ihre Familie meint, sondern sie ist wegen ihrer etwas speziellen Phantasien, die sie leider zu offen ausgelebt hat, in die Psychiatrie eingeliefert worden - und nun erscheint ihre Mutter, die davon nichts weiss, zu einem überraschenden Besuch. Die Mitglieder der Wohngruppe verstehen sich bestens und fühlen sich sehr wohl miteinander, darum helfen alle selbstverständlich mit bei einem Täuschungsmanöver: Sie versuchen, als ganz normale Menschen in einem ganz normalen Haushalt zu erscheinen. 

Allzu leicht fällt ihnen das nicht, aber der zwangsneurotische Hans schafft es dann doch, als etwas spleeniger Lebensgefährte durchzugehen, die fanatische Anhängerin des Schlagerstars Harri Hammer präsentiert sich schnell als nicht ganz so geschickte Haushälterin, die manisch-depressive Künstlerin Desirée wirkt als gute Freundin von Agnes ganz glaubwürdig und der menschenscheue Willi kann als verschwiegener Concierge ebenfalls überzeugen. Solange nur die Mutter von Agnes da ist, funktioniert das recht gut, aber dann tauchen immer mehr Fremde auf und zudem stören auch noch der Psychiater und die Beschäftigungstherapeutin den ganz normalen Haushalt.

Trotzdem gelingt die Täuschung so gut, dass sich die Wahrnehmung zunehmend verschiebt und es nicht mehr so klar ist, wer hier sogenannt normal ist und wer nicht - und was normal eigentlich heissen würde. Diese hintergründigen Fragen nehmen der Komödie aber nichts von ihrer Leichtigkeit, dem Spass und dem Humor und man schliesst ihre skurrilen Figuren schnell ins Herz - sie sind ja eigentlich nicht „nid ganz hundert“ - oder was meinen Sie?

Dauer: ca. 2 Stunde 15 Minuten (mit Pause)

 
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