Handlung
1. Akt
Eine Gruppe von Hirten ist mit dem Vieh auf die Sommerweide Derborence am Fuss der Diablerets gestiegen. Unter ihnen befinden sich der erfahrene Séraphin und der junge Antoine, der das Melken und Käsen von ihm lernen soll. Séraphin ist wie ein Vater für den elternlosen Antoine und hat ihm auch zur lang ersehnten Hochzeit mit Thérèse verholfen. Deren Mutter Philomène, Séraphins Schwester, hat sich nämlich lange gegen eine Heirat ihrer Tochter mit dem mittellosen Waisenjungen gesträubt, schliesslich aber Séraphins Bitten nachgegeben. Antoine ist traurig, dass er so kurz nach der Hochzeit für viele Wochen von Thérèse getrennt sein muss. Als man donnernde Geräusche aus den Bergen hört, erzählt ihm Séraphin, was man im Dorf über die Diablerets sagt: Manchmal werfen dort, in den «Teufelsbergen», die Teufelchen aus Langeweile mit Steinen nach einem Bergkegel, und wenn sie diesen verfehlen, gehen die Steine ab. Doch da die Nacht klar ist und es vorerst wieder ruhig wird, gehen alle schlafen.
Am nächsten Morgen berichtet der Junge Justin aufgeregt im Dorf, dass es nachts einen Bergsturz auf Derborence gegeben hat. Ein schwerverletzter Hirte konnte entkommen, stirbt aber wenig später. Was aus den anderen geworden ist, weiss niemand. Thérèse, der die Nachricht zuerst vorenthalten wird, begreift allmählich, dass sie wohl ihren Mann verloren hat.
Doch Antoine hat wie durch ein Wunder überlebt. Er ist unter den Steinen gefangen und denkt an Thérèse. Als er durch die Steine einen Lichtschimmer sieht, schöpft er Hoffnung und will versuchen, sich zu befreien.
2. Akt
Thérèse denkt an Antoine und an das Kind, das sie erwartet. Als sie Antoines Schatten sieht, ist sie erst unsicher, ob er es wirklich selbst ist oder nur sein untoter Geist. Doch als immer mehr Personen aus dem Dorf davon reden, einen «weissen Fleck» gesehen zu haben, ist Thérèse überzeugt, dass Antoine lebt und wiedergekommen ist. Das ganze Dorf, angeführt vom Pfarrer, stellt den «Geist» schliesslich auf die Probe. Thérèse erkennt Antoine.
Noch konnte Thérèse Antoine nicht mitteilen, dass er Vater wird. Er ist ganz benommen und erkennt erst jetzt, dass er sieben Wochen lang verschüttet war.
Den neugierigen Dorfbewohnern erzählt Antoine, wie er so lange überleben konnte. Die Vorräte der Hirten waren in seiner Reichweite, und Gletscherwasser sickerte zwischen den Steinen durch. Als ihm Nendaz sagt, dass keiner der anderen Hirten zurückgekommen ist, widerspricht Antoine: Alle können nicht tot sein, denn Séraphin hat noch zu ihm gesprochen nach dem Bergsturz. Den väterlichen Freund will er nun unbedingt retten und geht los, um ihn zu suchen.
Einige Dorfleute sind noch immer überzeugt, dass Antoine ein «Wiedergänger» ist und kein lebender Mensch. Deshalb will niemand Thérèse begleiten, als sie ihrem Mann nachgeht. Doch Thérèse weiss, wie sie Antoine zur Umkehr überreden kann: Sie wird ihm sagen, dass ein Kind unterwegs ist, das ihn nötig hat.
Aus der Ferne sehen die Dorfleute, wie Antoine hinter den Steinen verschwindet und Thérèse ihm folgt.
Weitere Informationen
Mit deutscher und französischer Übertitelung
Dauer: ca. 60 Minuten ohne Pause
Altersempfehlung: 14+
Libretto von Daniel Andres
nach dem Roman von Charles Ferdinand Ramuz
«Für mich ist Musik immer noch eine narrative Kunst.»
Daniel Andres über seine Oper «Derborence»
Besetzung
Besetzung
Musikalische Leitung Yannis Pouspourikas
Inszenierung Dieter Kaegi
Bühne und Kostüme Francis O’Connor
Lichtgestaltung Mario Bösemann
Video Chris Barry
Chorleitung Valentin Vassilev
Dramaturgie Meike Lieser
Regieassistenz und lnspizienz Damien Liger
Korrepetition Francis Benichou I Riccardo Fiscato
Antoine Samy Camps
Séraphin / Plan Mischa Schelomianski
Thérèse Julia Deit-Ferrand
Philomène Katerina Hebelkova
Nendaz Flurin Caduff
Justin Fabian Meinen*
Président / Cure Konstantin Nazlamov
Chor Chor TOBS!
Orchester Sinfonieorchester Biel Solothurn TOBS!
*Studierender der Hochschule der Künste Bern, Schweizer Opernstudio
Technik
Technik
Technischer Direktor Günter Gruber
Leitung Ausstattung und Werkstätten Vazul Matusz
Leitung Schneiderei Gabriele Gröbel
Technischer Leiter Adrian Kocher
Schreinerei Simon Kleinwechter (Leitung) | Steven McIntosh | Raphael Schärer
Malsaal Daniel Eymann (Leitung) | Julian Scherrer
Dekorationsabteilung Ursula Gutzwiller
Maske und Frisuren Oper Sandra Widmer (Leitung) | Miriam Krähenbühl
Requisiten Sara Fichera (Einrichtung) | Sara Fichera | René Jäger (Vorstellungen)
Schneiderei Natalie Zürcher | Catherine Blumer (Gewandmeisterinnen Damen) | Sarah Stock | Janine Bürdel (Gewandmeisterinnen Herren) | Christine Wassmer (Admin. Stellvertreterin) | Katrin Humbert | Dominique Zwygart
Ankleiderinnen Lara Studer | Museng Fischer | Pascale Berlincourt | Verena Graber
Bühnenmeister Biel Samuele D'Amico
Bühnenmeister Solothurn Rémy Zenger
Beleuchtunqsmeister Biel Mario Bösemann
Beleuchtung Samuele D’Amico | Pia Marmier
Technische Einrichtung Pia Marmier
Ton und Video Matthias Daprà | Levin Heid
und das Technik-Team TOBS!
Leitung Beleuchtungsstatisterie Michèle Péquegnat
Übertitel Stephan Ruch
Übertitelinspizienz Valentina Bättiq, Ruben Monteiro Pedro, Stephan Ruch
Die Ausstattung wurde in den eigenen Werkstätten hergestellt.
Derborence - Auf den Punkt gebracht
Vom Roman zur Oper: Derborence
Ramuz’ Meisterwerk und die Vertonung durch Daniel Andres
Der Roman «Derborence» von Charles Ferdinand Ramuz ist ein Meisterwerk der Schweizer Literatur, das schon bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1934 von Kritikern hochgelobt wurde und heute als Jahrhundertroman gilt. Wie in vielen anderen Werken Ramuz’ spielt auch in «Derborence»die Natur eine tragende Rolle. In diesem Fall ist es die Bergwelt auf der Grenze der Walliser und Waadtländer Alpen. Hier befinden sich die Diablerets, die «Teufelsberge», deren raue Umgebung die dort lebenden Menschen von jeher stark prägte. Die Vorstellung, dass der leibhaftige Teufel auf dem markanten Felsen mit dem Namen «Teufelskegel» lebte und seine Kinder zum Steinewerfen animierte, war spätestens seit einem schweren Bergsturz 1714 fest verankert. Berghütten, die zum Ort Derborence gehörten, waren damals zerstört worden, Menschen und Vieh zu Tode gekommen. Kleinere und auch grössere Abgänge von Steinen, die auch noch Jahre später oftmals mit lautem Getöse talwärts fielen, galten als eindrückliche Beweise für die Spiele des Teufels. Auch glaubte man daran, dass die in den Bergen Verunglückten keine Ruhe fanden und ihre Körper seelenlos umherirrten, ihre Klagen waren im Heulen des Windes zu vernehmen.
Charles Ferdinand Ramuz siedelt seine Geschichte im Jahr 1749 an: In diesem Jahr gab es einen weiteren schweren Bergsturz in den Diablerets, der nicht nur die Sommerweide von Derborence zerstörte, sondern durch die gewaltigen Massen der herabstürzenden Steine die Gebirgsbäche und das Gletscherwasser zu einem neuen See aufstaute. Ramuz erzählt die Geschichte des jungen Antoine, der von den Steinen zunächst verschüttet wird, sich jedoch nach sieben Wochen als einziger der Hirten von Derborence unverletzt aus den Gesteinsmassen befreien kann. Als er ins Dorf zurückkehrt, glauben fast alle einen untoten Wiedergänger vor sich zu haben, nur seine Frau ist sich sicher, dass ihr Mann lebend wiedergekommen ist.
Die bewegende Geschichte des lebendig Begrabenen und seines Versuchs, sich selbst und auch den geliebten Schwiegeronkel wieder ins Leben zurückzuholen, verbindet Ramuz meisterhaft mit verschiedenen erzählerischen Elementen. Die enge Verbindung zwischen dem Menschen und der Natur, die hier als unberechenbar und oft bedrohlich dargestellt wird, steht ganz existenziellen Fragen nach dem Leben gegenüber. Das kollektive Trauma eines ganzen Dorfes, das 35 Jahre zuvor bereits einmal einen Bergsturz erleben musste, ist ebenso Thema wie der Umgang mit der in den Köpfen verwurzelten Überzeugung, dass dies alles Teufelswerk ist: Im Übereifer will ein Dorfbewohner den abgemagerten und staubbedeckten Antoine sogar als bösen Geist erschiessen, als er wieder ins Dorf zurückfindet. Ramuz erzählt dies alles in einer poetischen und manchmal archaischen Sprache, die die besondere Atmosphäre der Alpenwelt einfängt.
Das Meisterwerk «Derborence» hinterliess immer wieder Spuren – nicht nur in der Literatur, in der Autoren wie Maurice Chappaz oder Gustave Roud sich von ihm inspirieren liessen, um die Isolation und Härte des Lebens in den Alpen zu beschreiben. Es entstanden auch Theateradaptionen des Romans, sowohl in der Romandie (Michel Favre) als auch im deutschsprachigen Raum (Benno Besson). 1985 kam eine hochgelobte Verfilmung des Buches durch den Schweizer Regisseur Francis Reusser in die Kinos. Dem Film gelang es, die Atmosphäre und den symbolischen Gehalt des Romans stimmig in Bilder zu übertragen; er wurde dafür in Frankreich mit dem «César» ausgezeichnet. Wie populär «Derborence» auch heute noch ist, lässt sich daran erkennen, dass der Roman 2023 sogar als Graphic Novel erschien, illustriert von dem jungen Zeichner Fabian Menor.
In der Musik hat «Derborence» hingegen bisher noch nicht so viele direkte Spuren hinterlassen, wenn auch die starke bildhafte Sprache Ramuz’ und seine dramatischen Naturbeschreibungen durchaus Inspiration für viele Komponisten waren.
Daniel Andres hat den Roman, der ihn seit langem begleitet, zur Grundlage einer Oper gemacht und auch selbst das Libretto geschrieben. Die Atmosphäre der Berge und ihrer Bewohner, ihre Langsamkeit und Schwerfälligkeit stellt er dabei sehr treffend dar. Mit seiner Musik drückt er aus, um wieviel langsamer der gesamte Lebensrhythmus in den Bergen ist, wie quasi alles «einen Gang heruntergeschaltet» ist. Es ist eine andere Art zu gehen, zu sprechen und Dinge zu tun, die von Daniel Andres mit den Mitteln der Musik eindrucksvoll dargestellt wird. Auch geht es in «Derborence» oft wortkarg zu: Was die Menschen bewegt, wird nicht immer ausgesprochen. Durch die Musik können die Gefühle und Gedanken jedoch auf andere Weise hörbar gemacht werden.
Daniel Andres’ «Derborence» zeigt, dass die Geschichten der Berge ideal geeignet sind für die Oper. Dies hat sich gerade auch in den letzten Jahren mehrfach bei Produktionen von TOBS! erwiesen. «Eiger» (2021) und «Heidi feiert Weihnachten / Heidi Fête Noël» (2023) von Fabian Müller und Tim Krohn wurden von der Kritik gelobt und waren darüber hinaus grosse Publikumserfolge. Diese Werke beweisen, dass neue Kompositionen nicht unbedingt «zu schwierig» sind, um beim Publikum anzukommen. Gleiches gilt auch für die 2017 uraufgeführte Oper «Marie und Robert» des kürzlich verstorbenen Jost Meier, einen anderen Schweizer Stoff, der allerdings nicht im Gebirge spielt.
Mit «Derborence»kommt nun zum vierten Mal in sieben Jahren eine Schweizer Oper zur Uraufführung bei TOBS! Diesmal ist es ein Werk, das einen der wichtigsten Schweizer Romane erstmals auf die Opernbühne bringt. Zudem hat es mit dem alles auslösenden tragischen Moment des Bergsturzes ein Grundthema, das leider auch heute noch höchst aktuell ist – vielleicht mehr denn je.
Weiterführende Links
- https://www.lescoteauxdusoleil.ch/data/documents/eboulement-de-derborence.pdf (f, d)
- https://www.lescoteauxdusoleil.ch/de/histoire-catastrophe-1119.html (d, f)
- https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/broeckelnde-berge---wie-berggemeindender-gefahr-trotzen?urn=urn:srf:video:d1e6961d-1ee9-4f72-a63d-cbc82ed0b348 Bröckelnde Berge – Wie Berggemeinden der Gefahr trotzen, SRF Dok 26.09.2024 (d)
- https://www.rts.ch/info/suisse/2024/article/la-suisse-plutot-epargnee-par-lescrues-et-eboulements-en-2023-28429458.html (f)
1 – Mischa Schelomianski, Samy Camps, Chor TOBS!
2 – Julia Deit-Ferrand, Katerina Hebelkova
3 – Fabian Meinen, Konstantin Nazlamov, Julia Deit-Ferrand, Katerina Hebelkova, Flurin Caduff, Chor TOBS!
4 – Samy Camps, Chor TOBS!
5 – Fabian Meinen, Samy Camps, Flurin Caduff, Konstantin Nazlamov, Chor TOBS!
6 – Julia Deit-Ferrand, Fabian Meinen, Mischa Schelomianski, Flurin Caduff, Konstantin Nazlamov
© Joel Schweizer
Charles Ferdinand Ramuz
Charles Ferdinand Ramuz
Charles Ferdinand Ramuz wurde 1878 in Lausanne geboren und gilt als einer der bedeutendsten Schweizer Schriftsteller. Obgleich einige Jahre in Paris seine Entwicklung als Schriftsteller stark beeinflussten, blieb er stets besonders eng mit der Natur und den Menschen seiner Heimat verbunden. Die alpine Landschaft und das Leben einfacher Leute prägen seine Werke, darunter die Romane «Die grosse Angst in den Bergen» («La Grande Peur dans la Montagne», 1926) und «Derborence» (1934). Ramuz entwickelte eine poetische und zugleich volkstümliche Sprache, die ihn zu einer der wichtigsten Stimmen der französischsprachigen Schweiz machte.
Neben der Literatur spielte auch die Musik eine zentrale Rolle in seinem Schaffen. Er arbeitete eng mit dem Komponisten Igor Strawinsky zusammen und verfasste das Libretto für die 1918 entstandene «Geschichte vom Soldaten» («L’Histoire du soldat»), ein mehrteiliges musikalisches Bühnenwerk. Auch mit dem Schweizer Komponisten Arthur Honegger verband ihn eine künstlerische Partnerschaft.
Charles Ferdinand Ramuz wurde mehrfach für den Literaturnobelpreis nominiert, den er allerdings nie bekam. Er starb 1947 in Pully bei Lausanne.
Seine Bedeutung hält bis heute an: An vielen Schulen sind seine Werke Unterrichtsstoff. In der achten Banknotenserie der Schweiz (bis 2021 gültig) war Ramuz auf der 200 Franken-Note abgebildet.
Daniel Andres
Daniel Andres
Daniel Andres wurde 1937 in Biel geboren. Nach Abschluss des Lehrerseminars Bern-Hofwil fokussierte er sich auf die Musik und studierte am Konservatorium Bern, der heutigen Hochschule der Künste, die Hauptfächer Orgel bei Otto Schaerer sowie Theorie und Komposition bei Sándor Veress. Er schloss alle Fächer mit Lehrdiplom ab, führte jedoch sein Orgelstudium bei Otto Schaerer noch weitere vier Jahre fort. 1976 besuchte er einen Meisterkurs für Komposition bei Kazimierz Serocki an der Musikakademie Basel.
Obgleich die Musik immer eine zentrale Rolle in seinem Leben spielte, arbeitete Daniel Andres mehrere Jahre lang hauptberuflich als Journalist, betrieb eine Buchhandlung und einen Verlag und brachte selbst einige Bücher heraus, darunter den Roman «Mösli, eine Kindheit». Orgelspiel und Komposition blieben aber Konstanten: So war er jahrzehntelang als Organist u.a. an der Zwinglikirche in Bözingen tätig, die heute die Manufacture des Sinfonieorchesters Biel Solothurn TOBS! beherbergt. Sein kompositorisches Schaffen umfasst inzwischen über hundert Werke für die verschiedensten Besetzungen, von Orchesterwerken und Konzerten über Kammermusik bis zur Oper.
Die Uraufführung seiner ersten Oper «Die Nachtigall der tausend Geschichten» fand 1983 am heutigen TOBS! statt, damals noch Stadttheater Biel-Solothurn. Daniel Andres war dem Haus über die Jahre immer wieder eng verbunden, arbeitete hier als Kapellmeister (1972-1977) und Chorleiter (1983-1988) und brachte auch andere eigene Kompositionen zur Uraufführung.
Lebendig begraben
Lebendig begraben
Nach einem Bergsturz ist Antoine in «Derborence» verschüttet. Er hat Glück im Unglück und überlebt körperlich unverletzt, jedoch gelingt es ihm erst nach sieben Wochen, sich zu befreien. Inzwischen halten ihn alle für tot…
Das Thema des lebendig Begrabenen spielte oft eine Rolle in der Literatur, wobei es seinen Höhepunkt wohl im 19. Jahrhundert fand, von E.T.A. Hoffmann («Der Sandmann», 1816) über Edgar Allan Poe («The Premature Burial», 1844) bis zu Gottfried Keller («Lebendig begraben», 1878). Werner Bergengruens Erzählung «Balduin oder Der lebendig Begrabene» erschien 1934 – just im Jahr der Veröffentlichung von Ramuz’ «Derborence».
Der Schweizer Komponist Othmar Schoeck war von dem Thema so fasziniert, dass er ihm gleich zwei grössere Werke widmete: 1935 kam sein Liedzyklus «Lebendig begraben» nach der gleichnamigen Gedichtfolge von Gottfried Keller in Zürich zur Uraufführung. 13 Jahre später erklang zum ersten Mal seine Kantate «Balduin» nach der Erzählung von Werner Bergengruen.
Bergstürze
Bergstürze
Der älteste bekannte Bergsturz in der Schweiz ist zugleich vermutlich einer der weltweit grössten überhaupt: Der sogenannte Flimser Bergsturz ereignete sich vor ca. 9.400 Jahren im heutigen Kanton Graubünden. Damals gerieten etwa 12 Millionen Kubikmeter Fels und Gestein in Bewegung, in der Region zeugen bis heute markante Trümmerlandschaften von dem gewaltigen Einschlag. Die Ursache sieht die heutige Wissenschaft in einer Mischung aus Witterungseinflüssen (lang anhaltender Regen), geologischer Beschaffenheit (instabiler und erosionsanfälliger Untergrund) und einem bestimmten Rutschmechanismus.
Zu allen Zeiten wurden und werden Gebirgsregionen immer wieder von solchen Katastrophen heimgesucht. Einige besonders verhängnisvolle Bergstürze, die sich in der Schweiz ereigneten, sind bis heute im kollektiven Bewusstsein verankert: Bei Elm (GL) kamen 1881 mehr als 100 Menschen um, bei Goldau (SZ) im Jahr 1806 gar 450. Die beiden schweren Bergstürze von Derborence (VS) 1714 und 1749, die ebenfalls Todesopfer forderten, sind vor allem durch den Roman von Charles Ferdinand Ramuz bis heute präsent.
Bis heute muss immer wieder mit solchen Ereignissen gerechnet werden, wobei nicht nur das abbrechende Felsgestein, sondern auch die damit verbundenen Murenabgänge oft erhebliche Gefahren bedeuten. Letztere waren es, die 2017 in Bondo im Bergell zahlreiche Zerstörungen anrichteten, nachdem Felsmassen vom Piz Cengalo herabgestürzt waren. Acht Menschen fanden den Tod. Ein weiterer verheerender Bergsturz traf im Juni 2023 das Dorf Brienz, ebenfalls in Graubünden. Todesopfer gab es nicht, da man dank geologischer Messungen und Beobachtungen vorgewarnt war und das Dorf evakuiert hatte. Mit etwa 1,5 Millionen Kubikmeter herabstürzendem Fels und Geröll wurde dies jedoch zu einem der gefährlichsten Naturereignisse der letzten Jahre und beschädigte die umliegende Landschaft massiv. Brienz zählt weiterhin zu den am stärksten bedrohten Regionen, ebenso wie Kandersteg (BE).
Bergstürze kann man heutzutage besser durch Messungen voraussehen als früher und Schutzmassnahmen in den darunter liegenden Gebieten ergreifen. Die Gefahr von oben bleibt jedoch präsent, zumal sich die Temperaturen im Hochgebirge in den letzten hundert Jahren um ca. 2 Grad erhöht haben. Die Folgen sind vielfältig und werden sich in naher Zukunft verstärken: vermehrter Regenfall, Schnee- und Gletscherschmelze, und schliesslich das Auftauen von Permafrost, der von innen heraus das Gestein zusammenhält.
Derborence - Meet the cast
Trägerschaft
Trägerschaft
Stadt Biel
Stadt Solothurn (mit Unterstützung von Kanton und Gemeinden der Repla Solothurn)
Kanton Bern
Gemeindeverband Kulturförderung Biel/Bienne-Seeland-Berner Jura
Impressum
Impressum
Aufführungsrechte:
Daniel Andres
Herausgeber:
Theater Orchester Biel Solothurn TOBS!
www.tobs.ch
Saison 2024/25
Programm Nr. 2
Intendant: Dieter Kaegi
Redaktion: Meike Lieser
Übersetzung: Isabelle Wäber
Layout: Aline Boder
Gestaltung: Republica AG
Fotos der Klavier- und Orchesterhauptprobe: Joel Schweizer
Fotoauswahl: TOBS!
Oktober 2024
Fotografieren, Filmen sowie Tonaufnahmen sind während der Vorstellung aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.
Die Veranstaltungsplakate können an der Theaterkasse erworben werden.
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung zur Inszenierung: direktion[at]tobs.ch
Textnachweise:
Die Texte sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Die Interviews mit Daniel Andres und Yannis Pouspourikas führte Meike Lieser am 25. und 26. September 2024.
1 – Julia Deit-Ferrand, Katerina Hebelkova, Flurin Caduff, Chor TOBS!
2 – Julia Deit-Ferrand, Flurin Caduff, Chor TOBS!
3 – Fabian Meinen, Samy Camps, Flurin Caduff, Chor TOBS!
4 – Mischa Schelomianski, Fabian Meinen, Julia Deit-Ferrand, Flurin Caduff, Konstantin Nazlamov
5 – Samy Camps, Julia Deit-Ferrand, Chor TOBS!
6 – Katerina Hebelkova, Konstantin Nazlamov
© Joel Schweizer
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