Verweile doch, du bist so schön

Deborah Epstein / Florian Barth
Uraufführung

Résumé

«Weder Vergangenheit noch Zukunft gibt es, sondern es gibt eine Gegenwart vergangener Dinge, ferner eine Gegenwart der gegenwärtigen Dinge, schliesslich eine Gegenwart der zukünftigen Dinge. Diese drei Zeitformen nehmen wir in unserem Geiste wahr, aber sonst nirgendwo.»

Nach Augustinus gibt es weder Zukunft noch Vergangenheit, noch Gegenwart, denn das Zukünftige ist noch nicht, das Vergangene ist nicht mehr, und die Gegenwart ist eine blosse Grenze zwischen Zukunft und Vergangenheit: Sobald wir sie denken ist sie bereits vorbei. Widerspricht dies nicht unserer dringlichsten Sehnsucht: die Zeit anhalten zu wollen, nur gegenwärtig sein zu wollen?

Die Beschleunigungsdynamik im Zeitalter der Digitalisierung lässt den Moment per Klick einfrieren – dennoch lässt uns das digitale Bild nicht im Augenblick verweilen; gleichzeitig Erfahrender und Betrachter eines Ereignisses zu sein, ist nicht möglich. Vielleicht liegt die Schönheit des Augenblicks auch gerade in seiner Flüchtigkeit.

Paul Virilio, Autor des Buches «Rasender Stillstand», beschreibt es mit den Worten: «Aus dem Zug- oder Autofenster kann man eine Landschaft an sich vorüberziehen sehen, und man kann die Kinoleinwand oder den Monitor so betrachten, als schaute man aus dem Fenster, solange Zug und Flugzeug nicht ihrerseits Kinos geworden sind … Eisenbahn, Auto, Jet, Flugzeug, Telefon, Fernsehen … durch die Prothesen des Reisens verläuft unser ganzes Leben im Zeitraffer, doch wir merken es gar nicht mehr …»

In einer Kolumne beschreibt Peter Bichsel den Versuch die Zeit nachkommen zu lassen: «Es gibt die Geschichte vom Kalifen, der mit seinen Leuten durch die Wüste reitet und plötzlich vom Kamel steigt, sich auf den Boden setzt und sagt: ‹Wir müssen hier lange warten, wir sind zu schnell geritten, unsere Seelen sind nicht so schnell, und wir müssen hier bleiben, bis sie uns wieder eingeholt haben.›»

Nach dem Peter Bichsel-Abend «Mit wem soll ich jetzt schweigen?» und «Die Wärme sollte kälter und die Kälte wärmer sein» anhand des Räuber-Romans von Robert Walser, nehmen sich Deborah Epstein und Florian Barth eines neuen Themas an: die Zeit.

Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn

Am 08. März sind Regisseurin Deborah Epstein und TOBS-Schauspieldirektorin Katharina Rupp zu Gast in der Late Night Show «11 nach 9» in der Kulturgarage Solothurn um über «Verweile doch, du bist so schön» zu plaudern. Weitere Infos

Trailer

Distribution

Mise en scène
Décors, costumes et vidéo
Direction musical
Dramaturgie
 

 

Enfants figurants du Théâtre Orchester Bienne Soleure
Silas Glanzmann, Winona Kocher, Yorin Moll, Uma Wildbolz

Déplacements

Sa
02.06.18
20:00
Ma
05.06.18
20:00
 
deutsch