Inhalt
«Wie schwer verfolgt die Liebe dieses Haus!» Ein Fluch der Liebesgöttin Venus liegt über Phädra und ihren Nächsten. Verzehrende und unmögliche Lieben sollen sie verfolgen. Venus’ Zorn richtet sich auf Helios, den Sonnengott und seine Nachkommen, weil er sie mit seinem Licht beim ausserehelichen Liebesspiel verriet.
Phädra ist mit Theseus, dem König Athens, verheiratet. Aus einer früheren Beziehung hat Theseus einen Sohn, Hippolyt. Auf Phädras Wunsch wurde er aus Athen verbannt und lebt zurückgezogen in den Wäldern. In Theseus Gefangenschaft befindet sich Aricia, die einzige Überlebende eines Angriffs auf Theseus’ Position in Athen.
In dieser Konstellation keimen Leidenschaften, die unter den geltenden Moralvorstellungen in Athen nicht tolerierbar sind. Phädra liebt ihren Stiefsohn Hippolyt. Hippolyt liebt die Gefangene seines Vaters, Aricia. Aricia wiederum erwidert die Gefühle Hippolyts, nicht ohne den Machtanspruch ihrer Familie auf den Thron Athens zu vergessen.
Katalys, Venusgesandter, spürt nun diesen menschlichen Gefühlen nach und bringt das Liebeskarussell in Schwung. Er verbreitet das Gerücht, Theseus sei bei einem Abenteuer gestorben und ermuntert Phädra und Hippolyt, ihre Lieben zu gestehen. Die Begegnungen der Liebenden mit den Objekten ihrer Begierde lösen heftige Reaktionen aus.
Wie es bei einem chemischen Prozess ein Katalysator macht, bringt Katalys die Gefühle zum Lodern, ohne selbst daran zu verbrennen. Als Theseus entgegen allen Erwartungen wieder in Athen erscheint und nicht die von ihm erwartete Freude und Liebe erfährt, geraten die entfachten Feuer ausser Kontrolle und die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Weitere Informationen
Dauer: ca. 90 Minuten ohne Pause
Altersempfehlung: 14+
Live-Einführung und Nachgespräch: Informationen hier.
«Ich suche mich selbst, und finde mich nicht mehr.»
«Maintenant je me cherche, et ne me trouve plus.»
Hippolyt
Besetzung
Besetzung
Inszenierung Olivier Keller
Bühnenbild Karin Bucher
Kostüme Karin Bucher | Flavia Bienz
Kostümmitarbeit Flavia Bienz
Musik Daniel Steiner
Lichtgestaltung Samuele D’Amico
Dramaturgie Patric Bachmann
Regieassistenz, Inspizienz Yael Stricker
Regiehospitanz Rebekka Schweizer
Vermittlung Janna Mohr
Phädra Anna Blumer
Hippolyt Gabriel Noah Maurer
Aricia Judith Cuénod
Theseus Günter Baumann
Katalys Léonard Bertholet
Technik
Technik
Technischer Direktor Günter Gruber
Leitung Ausstattung und Werkstätten Vazul Matusz
Schreinerei Simon Kleinwechter | Steven McIntosh | Raphael Schärer
Malsaal Daniel Eymann (Leitung) | Julian Scherrer
Dekorationsabteilung Ursula Gutzwiller
Requisiten Line Wickart
Maske Schauspiel Barbara Grundmann-Roth (Leitung) | Mandy Gsponer
Leitung Schneiderei Gabriele Gröbel
Schneiderei Catherine Blumer | Natalie Zürcher (Gewandmeisterinnen Damen) | Janine Bürdel | Sarah Stock (Gewandmeisterinnen Herren) | Christine Wassmer (Admin. Stellvertreterin) | Katrin Humbert | Dominique Zwygart
Ankleiderinnen Martina Inniger | Anja Wille
Technischer Leiter Adrian Kocher
Bühnenmeister Biel Samuele D'Amico
Bühnenmeister Solothurn Rémy Zenger
Technische Einrichtung Peter Wiesmeier
Ton Alex Wittwer
und das Technik-Team TOBS!
Die Ausstattung wurde in den eigenen Werkstätten hergestellt.
1 – Anna Blumer, Léonard Bertholet, Judith Cuénod & Gabriel Noah Maurer
2 – Anna Blumer, Léonard Bertholet, Gabriel Noah Maurer & Judith Cuénod
3 – Judith Cuénod, Günter Baumann & Gabriel Noah Maurer
4 – Judith Cuénod & Gabriel Noah Maurer
© Joel Schweizer
Stammbaum
«Wie schwer verfolgt die Liebe dieses Haus!»
«Quel funeste poison l’amour a répandu sur toute cette maison!»
Katalys
Phädra
Phädra
Phädra, Königin von Athen, ringt zwischen Pflichtgefühl und verbotener Begierde zu ihrem Stiefsohn Hippolyt. Ihre unerwiderte Liebe zu Hippolyt, die unerwartete Rückkehr Theseus’ und die Entdeckung, dass Hippolyt Aricia liebt, führen bei Phädra zu einer Selbstzersplitterung. Schuld und Scham lähmen ihre Entscheidungen und bringen Leid und Trauer über ihre Familie; so wie es der Rachewunsch der Liebesgöttin Venus beschwor.
Hippolyt
Hippolyt
Hippolyt ist der Sohn von Theseus. Als Gegenmodell zu seinem Vater lehnt er Liebe und körperliche Begierde ab. Er hat sich der Natur und der Jagd verschrieben und lebt zurückgezogen im Wald. Als Venus’ Kraft mit der aufkeimenden Liebe zu Aricia auch ihn erfasst, weiss er zunächst nicht wie ihm geschieht. Phädras Liebesgeständnis ist eine einzige Überforderung. Seine Ablehnung gegenüber Phädra, falsche Anschuldigungen und Missverständnisse machen ihn zur tragischen Figur der Tragödie.
Aricia
Aricia
Aricia ist Theseus’ Gefangene. Ihre Brüder wurden alle bei der Niederschlagung eines Aufstandes von Theseus umgebracht. Sie ist die tugendhafte, moralisch gefestigte Gegeninstanz zu Phädra. Die Fürstin verkörpert Loyalität und ethische Integrität, bleibt aber nicht frei von inneren Konflikten zwischen Liebe und Pflicht. Hippolyts Gefühle erwidert sie vorsichtig, stets im Wissen um die Folgen von Theseus’ und der Götter Macht.
Theseus
Theseus
Theseus, König von Athen, erscheint als mächtiger Patriarch. Seine Autorität bestimmt das politische und das private Recht. Hinter seiner heroischen Fassade verbirgt sich jedoch eine verletzliche Loyalität gegenüber familiären Bindungen, besonders gegenüber seiner Familie und dem Anspruch auf Ordnung. Sein Handeln wird von Pflichtbewusstsein, Ehre und der Annahme getrieben, Verantwortung übernehmen zu müssen, auch wenn es persönliche Opfer fordert. In Racines Tragödie ist Theseus ein Herrscher, der zwischen vermeintlich öffentlichen Erwartungen und privaten Gefühlen hin- und hergerissen ist.
Katalys
Katalys
Katalys trägt seinen Namen wegen seiner Funktion. Er fungiert in der Inszenierung wie ein Katalysator, der den Prozess bei chemischen Reaktionen beschleunigt, ohne dabei selbst verbraucht zu werden. Interessiert an menschlichen Gefühlen und daran, was die Liebe alles auslösen kann, verführt er die Hauptfiguren zum Sprechen und Handeln. Er spiegelt ihre Gedanken und treibt die Tragödie voran. Neugierig giesst er Öl ins Feuer, nährt sich an den Emotionen und Intrigen. Um die Kraft der Götter wissend, erweist er sich als ihr hilfreicher Verbündeter.
In seiner Rolle vereinen sich die Bezugspersonen von Phädra, Hippolyt und Aricia; Theramen, Oenone und Panope, Ismene.
Phädra
«Der ganze Wahnsinn rast in mir.»
«De l’amour j’ai toutes les fureurs.»
Phädra
Tragödie des Nicht-Zuhörens
«Phädra» lässt sich als Tragödie des Scheiterns, einander zuzuhören, lesen. Die Figuren scheinen miteinander zu kommunizieren, doch ihre Aussagen verfehlen sich meist. Phädra, Hippolyt und Theseus sprechen von Schuld, Verlangen und Ehre. Sie verwenden diese Worte aber oft aus einer inneren Perspektive. Es fehlt eine echte Aufnahme dessen, was das Gegenüber sagt. Stattdessen dominiert stumme Vorwegnahme der Position des Andern.
Die Bedeutung dessen, was gesagt wird, liegt oft hinter den Worten. Daraus entsteht eine Trennung zwischen dem, was gesagt wird und dem, was gemeint ist. Dies verstärkt die Tragik und Missverständnisse werden unausweichlich. Jean Racine betont so die Kluft zwischen inneren Motiven und getätigten Äusserungen, zwischen Subtext und gesprochener Rede.
Jede Figur fühlt sich legitimiert, ihre Wahrheit auszusprechen, doch sie akzeptiert nicht die Wahrheit der anderen. Theseus glaubt an seine göttliche oder rechtliche Autorität, Phädra an ihre moralische Rechtfertigung, Hippolyt an seine Unschuld.
Das Nicht-Zuhören entsteht aus dem Anspruch, die eigene Haltung als die einzig gültige zu behaupten. Liebe, Ehre und Schuldgefühle werden nur scheinbar adressiert. Die Figuren wenden sich einander zu, doch sie hören sich nicht an. Das führt zu Verurteilungen, Täuschungen und in die Tragödie.
«Kein heimlich schleichend Feuer ist es mehr,
Mit voller Wut treibt mich der Venus Zorn.»
«Ce n'est plus une ardeur dans mes veines cachée:
C'est Vénus tout entière à sa proie attachée.»
Phädra
1 – Anna Blumer & Léonard Bertholet
2 – Anna Blumer
3 – Judith Cuénod, Anna Blumer, Günter Baumann & Gabriel Noah Maurer
© Joel Schweizer
Unterstützung
Wir danken unseren Sponsoren & Partnern für Ihre Unterstützung.

Elisabeth Bachtler Stiftung
Trägerschaft
Trägerschaft
Stadt Biel
Stadt Solothurn (mit Unterstützung von Kanton und Gemeinden der Repla Solothurn)
Kanton Bern
Gemeindeverband Kulturförderung Biel/Bienne-Seeland-Berner Jura
Impressum
Impressum
Herausgeber:
Theater Orchester Biel Solothurn TOBS!
www.tobs.ch
Saison 2025/26
Programm Nr. 1
Intendant: Dieter Kaegi
Schauspieldirektion: Olivier Keller | Patric Bachmann
Redaktion: Patric Bachmann
Übersetzung: Stefanie Günther Pizarro
Layout: Aline Boder
Gestaltung: Republica AG
Fotos: Joel Schweizer
Fotoauswahl: TOBS!
September 2025
Urheberrechte: Inhaber*innen von Urheberrechten, die vor Drucklegung nicht erreicht werden konnten, werden gebeten sich zu melden.
Fotografieren, Filmen sowie Tonaufnahmen sind während der Vorstellung aus urheber-rechtlichen Gründen nicht gestattet.
Die Veranstaltungsplakate können an der Theaterkasse erworben werden.
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung zur Inszenierung: direktion[at]tobs.ch