Anna Blumer ist seit dieser Saison Ensemblemitglied von TOBS! Schauspiel und aktuell Teilnehmerin des Autor*innen Förder- programms «Dramenprozessor» am Theater Winkelwiese in Zürich. Als nächstes wird sie in «Maria Stuart» zu sehen sein.
Hier erklärt sie, wie sie sich zwischen verschiedenen Rollen und Selbsten bewegt.
| 2024/2025 Schauspiel
Verschiedene Selbste
Anna, in der Eröffnungsproduktion «Orlando» hast du verschiedenen Rollen Leben eingehaucht. Oder wie Virginia Woolf es formulieren würde: mehreren Selbsten von Orlando. Neben deinem Engagement als Schauspielerin bei TOBS! bist du auch Autorin. Was bringen diese beiden Selbste deines Lebens im Alltag mit sich?
Mein schreibendes Selbst steckt noch in den Kinderschuhen. Am Schreibtisch bin ich allein mit meiner Fantasie. Das ist befreiend, aber auch überfordernd. Auf der Probebühne hingegen sind wir gemeinsam kreativ – wir erfinden nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit unseren Körpern und die Regie gibt einen Rahmen vor. Beides erfüllt mich mit grösster Neugier und ich bin dankbar, dass ich diese beiden Selbste leben kann.
Bist du gleichzeitig auch deine eigene Kritikerin, wie Nick Greene, den du in «Orlando» spielst?
Orlando fragt sich im Stück: «Bin ich das göttlichste Genie oder der grösste Narr der Welt?». Solche Gedanken kenne ich. Doch diese Kritik bleibt zwischen mir und meinem Text und ich bin froh, dass ich mich nicht mit anderen Autor*innen meiner Zeit vergleiche.
Bald beginnen die Proben zu «Maria Stuart». Worauf freust du dich dabei am meisten?
Mélanie Hubers Inszenierungen sind oft sehr musikalisch und Martin von Allmen wird mit uns chorische Lieder einstudieren. Auf diese feine Stimmarbeit, die ich schon aus unserer letzten gemeinsamen Produktion «Der Kirschgarten» kenne, freue ich mich besonders.
«Bin ich das göttlichste Genie oder der grösste Narr der Welt?»
Orlando
Virginia Woolf
